Gesundheit
Ärztechef Gassen kritisiert Gesundheitspolitik der Koalition
GDN -
Vor Beginn des Ärztetages hat der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die Gesundheitspolitik der großen Koalition scharf kritisiert. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe) bezeichnete er das Vorhaben, für geringere Wartezeiten auf Facharzt-Termine zu sorgen als "populistischen Werbegag".
Die Politik versuche sich mit solchen Vorschlägen vor der Wahrheit zu drücken. "Das ist Camouflage." Es gehe doch längst nur noch um die Frage, die Versorgung der Patienten sicherzustellen, ohne dabei zu offensichtlich zu Kürzungen zu greifen. Ziel des Vorhabens ist es, allen Patienten einen Termin innerhalb von vier Wochen zu garantieren. Ansonsten dürften sie sich in einem Krankenhaus behandeln lassen. Mit dem Wartezeiten-Gesetz wolle die Politik suggerieren, dass sie etwas für die Patienten tut, sagte Gassen. "Doch das ist völliger Humbug." In Wirklichkeit sind die Wartezeiten in Deutschland kürzer als sonst wo auf der Welt. Er verweist dabei auf Erhebungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach liegt der Anteil der Patienten, die hierzulande zwei Monate oder länger auf einen Termin warten müssten bei fünf Prozent. In den USA liegt der Anteil bei neun Prozent, in Großbritannien bei 19 Prozent und in Australien, Frankreich, Schweden und Norwegen bei etwa 30 Prozent. Gassen verweist zudem auf Umfragen seiner Organisation, wonach 82 Prozent der Befragten geantwortet hätten, es habe eben nicht zu lange gedauert, bis sie den letzten Termin bekamen. "Doch die Politik nimmt das nicht zur Kenntnis und verdonnert uns dazu, einen bürokratischen Wahnsinn aufzubauen, mit dem keinem geholfen ist", ereifert sich der Ärztechef. Seine Kollegen fühlten sich von der Politik auf den Arm genommen, so Gassen. Denn die Koalition fordere sie auf, noch mehr Termine in kürzerer Zeit zu bewältigen und sorge gleichzeitig dafür, dass 20 bis 30 Prozent unserer Leistungen nicht honoriert werden. "Das kann doch kein Anreiz für einen niedergelassenen Arzt sein, noch mehr zu arbeiten".
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